Höfische Biopolitik? Tiere und Fürstenjagd (ca. 1300–1800)

3. novembre 2019 - 01:00
Appel à communication
Die verschiedenen Formen vormoderner Fürstenjagd sind in den letzten Jahren vermehrt in den Fokus der Forschung gerückt worden. Während die extrem ressourcenintensive Aktivität mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Fürsten in der älteren Historiographie meist bloß als Resultat einer persönlichen "Jagdleidenschaft" abgetan wurde, haben neuere Studien auf die zentrale Rolle der Jagd bei Prozessen der Territorialisierung, der Anbindung von Eliten an den Hof und der symbolischen Kommunikation von Souveränität hingewiesen. Zudem lässt sich ein wachsendes umwelt- und tiergeschichtliches Interesse an der Thematik feststellen, etwa bezüglich der Landschaftsgestaltung, der Auswirkungen der Jagd auf die Biodiversität oder der Präsenz von tierlichen Jagdhelfern an Fürstenhöfen. Der Workshop ist darauf angelegt, die tiergeschichtlichen und soziopolitischen Aspekte der Fürstenjagd stärker zueinander in Bezug zu setzen. Zum einen sollen die verschiedenen praktischen und symbolischen Rollen von Hunden, Falken und anderen nichtmenschlichen Jagdhelfern diskutiert werden: Wie gelangten diese Tiere an den Hof? Wie wurden sie dort untergebracht, versorgt und trainiert? Und welche Rolle spielte ihre massive Präsenz am Hof für die Selbstbeschreibung der höfischen Gesellschaft? Zum anderen soll auch ein besonderer Fokus auf vormoderne Praktiken des "Wildmanagements" gelegt werden: Welche Formen des Schutzes und der Regulation respektive der Hege und Pflege kamen zum Einsatz, um die Präsenz hinreichend großer Populationen von Hirschen, Reihern oder Fasanen zu gewährleisten? Kann teilweise gar von einer partiellen Domestizierung von Wildtieren gesprochen werden? Und in welchem Wechselverhältnis standen solche Praktiken zu Populationsdiskursen, die Michel Foucault als Vorläufer der modernen "Biopolitik" identifizierte? Der zweitägige Workshop, der vom 5. bis 6. Juni 2020 an der Universität Bern stattfinden wird, soll vornehmlich der Diskussion vorgängig zirkulierender Papers der Teilnehmenden dienen. Willkommen sind Beiträge in deutscher, englischer oder französischer Sprache, die sich einer Fallstudie oder einer vergleichenden Betrachtung zu einem der genannten Themen widmen. Eine Publikation ausgewählter Beiträge wird angestrebt. Die Reise- und Unterkunftskosten der Teilnehmenden sind durch einen Beitrag des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung gedeckt. Interessierte sind gebeten, bis zum 3. November 2019 via E-Mail ein Abstract (300-500 Wörter) des geplanten Beitrags sowie ggf. weitere Angaben zur Person und zum aktuellen Forschungsprojekt an den Organisator zu senden. Bei Rückfragen steht dieser gerne zur Verfügung.
Organisé par
SNF Ambizione-Projekt "Falken in der Höfischen Gesellschaft" / Historisches Institut, Universität Bern

Lieu de l'événement

Historisches Institut
Universität Bern
3000 
Bern

Kontakt

Nadir Weber

Langues de l'évènement
Allemand
Anglais

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