Die vorliegende Lizenziatsarbeit behandelt 1960er und 1970er Jahre und stellt einen Versuch das Thema des Peronismus in Argentinien der dar, mittels einer Diskursanalyse, die ideologische Zusammensetzung der linken Gruppierungen dieser Bewegung besser zu verstehen.
Konkret wird analysiert, wie das peronistische Phänomen aus Sicht der linken Flügel dieser Partei interpretiert wurde. Spezifisch fokussiert sich die Arbeit auf die Protagonisten Hernández Arregui und die Montoneros. Hernández Arregui war einer – vielleicht der repräsentativste – der linken peronistischen Intellektuellen, die zwischen 1950 und 1970 versuchten, den Peronismus zu definieren und zu erklären. In seinen Schriften versuchte er, den Peronismus als eine Art ‚nationalen Sozialismus‘ (‚socialismo nacional‘) zu definieren. Andererseits war Hernández Arregui einer der einflussreichsten peronistischen Intellektuellen für die bewaffneten revolutionären Gruppen, die ab den 1960er Jahren in Erscheinung traten und deren wichtigste Exponenten die Montoneros waren. Auch wenn der ideologische Einfluss Hernández Arreguis in den meisten der Arbeiten über diese bewaffnete Gruppe Erwähnung findet, fehlt doch bis heute eine vergleichende Studie, welche die tatsächliche Reichweite dieses Einflusses aufzeigen würde. Teilten diese beiden Vertreter des linken Peronismus tatsächlich dieselbe Sicht der Bewegung, die sie politisch miteinander verband? Im ersten Teil dieser Arbeit werden die herausragenden Themen im Werk von Hernández Arregui analysiert: der Nationalismus, der Marxismus, der Antiimperialismus sowie die Rolle des Staates und der Streitkräfte und die Funktion der Massen und des politischen Führers.
Im zweiten Teil der Untersuchung werden, nach einer kurzen Kontextualisierung des Auftauchens der Montoneros als bewaffnete Gruppe in den historischen Gegebenheiten der 1960er-Jahre, die diskursiven Grundlagen dieser Guerilla-Gruppe analysiert. Hier gilt es auch zu ergründen, in welchem Masse die früheren politischen Erfahrungen der Montoneros ihre Wahrnehmung des Peronismus beeinflussten. Ausserdem soll aufgezeigt werden, was für die Montoneros das Konzept des ‚sozialistischen Vaterlandes‘ (‚Patria Socialista‘) bedeutete, ein Konzept, das sich ein breiter Sektor des „kämpferischen“ Peronismus der 1960er- und 1970er-Jahre auf die Fahnen geschrieben hatte. Die grundsätzliche Frage ist, ob dieses Konzept der Definition des ‚nationalen Sozialismus‘ Hernández Arreguis entspricht.
Die Studie zeigt zum einem, dass der linke Peronismus – genauso wie die ganze peronistische Bewegung – ein Konglomerat war, welches verschiedene Gruppen, die aus sehr verschiedenen Sektoren des ideologischen Spektrums Argentiniens stammten, umfasste. Andererseits wird aufgezeigt, dass diese Heterogenität einen grossen Einfluss auf die noch immer herrschende Verwirrung über die Definition des Peronismus hatte. Eine der Folgen dieser Verwirrung war, dass die verschiedene Gruppen der peronistischen Linken, die sich bis 1974 ideologisch mit dem Peronismus identifizierten, in Tat und Wahrheit jedoch eine unterschiedliche Sicht des Peronismus als historisches und politisches Phänomen vertraten. Nicht zuletzt hatte diese Verwirrung um die Interpretation des Peronismus das Zersplittern dieser breiten politischen Bewegung und die blutigen Auseinandersetzungen zwischen den linken und rechten Gruppierungen der Partei – denen der militärischer Putsch 1976 ein Ende setzen sollte – zur Folge.