Die Trockenheit von 1947. Der extreme Trockensommer von1947 in seiner Wirkung auf das sozio- ökonomische System der Schweiz

Nom de l'auteur
Marc
Widmer
Type de travail
Mémoire de licence
Statut
abgeschlossen/terminé
Nom du professeur
Prof.
Christian
Pfister
Institution
Historisches Institut
Lieu
Bern
Année
2002/2003
Abstract

1947 erlebte Europa die grösste Trockenheit seit dem 16. Jahrhundert. Abgesehen von Irland und Schottland hatte beinahe das ganze west-, mittelund nordeuropäische Gebiet an Niederschlagsdefiziten zu leiden. Dabei stellte der Sommer 1947 das herausstechende Phänomen in einer von 1945 bis 1953 dauernden Zeitspanne dar, in der die Dürrehäufigkeit mit sechs heissen und trockenen Sommern ein Maximum erreichte. Anders als vom vorangegangenen Krieg blieb die Schweiz von diesem Ereignis nicht verschont. Die Land- und Forstwirtschaft, aber auch andere Wirtschaftszweige, so etwa das Transportwesen und die Elektrizitätsproduktion, hatten Ausfälle zu verbuchen.

 

Im Zentrum der Lizentiatsarbeit stehen die Bewältigungsstrategien des politisch-administrativen Systems, direkt Betroffener, landwirtschaftlicher Verbände sowie der Forstorgane. Folgende Bereiche wurden untersucht: der Witterungsablauf und seine Konsequenzen für die Pflanzenwelt und die Wasserstände in Flüssen und Seen in der Schweiz und in anderen europäischen Ländern; die Situation der Land- und Forstwirtschaft; die mediale Darstellung der Trockenheit; wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Klimadiskussionen. Dabei stehen die Auswirkungen auf die Landwirtschaft im Zentrum.

 

Am 8. Oktober 1947 segnete die Bundesversammlung einen Hilfskredit von 40 Millionen Franken ab, was nach heutigen Massstäben einer Summe von ungefähr 423 Millionen Franken entspricht. Als Hilfeleistungen fasste man die Einfuhr zusätzlicher Futtermittel und deren Abgabe zu verbilligten Preisen, die Ausrichtung von Beiträgen an Frachtkosten für das Verstellen von Vieh aus den Trockengebieten in Gegenden mit besseren Futterverhältnissen und das Ausrichten von Beiträgen an Landwirte für den Wiederzukauf von Rindern und Kühen ins Auge.

 

Landwirtschaftliche Verbände hatten bei der Ausarbeitung des Bundesbeschlusses kein Mitspracherecht. Trotzdem flossen deren Vorstellungen – namentlich jene des Schweizerischen Bauernverbandes – in die Vorlage ein. Zahlreiche Begehren, die während des Sommers 1947 von landwirtschaftlichen Organisationen gestellt wurden, fanden sich im Bundesbeschluss verwirklicht.

 

Zu Beginn der Trockenheit versuchten die landwirtschaftlichen Verbände aus dieser Kapital zu schlagen, indem sie ihre Forderung nach einer Erhöhung der Produktepreise mit den durch die Trockenheit erlittenen Ertragsausfällen begründeten. Tatsächlich erhöhte der Bundesrat in der Folge die Preise für Milch, Getreide und andere Erzeugnisse. So konnte schliesslich die Landwirtschaft aus der Trockenheit einen Nutzen ziehen. Mit der durch den Bundeskredit für die Milderung der Notlage in den Trockengebieten subventionierten Abgabe von verbilligten Futtermitteln an die Viehbesitzer wurde im Herbst 1947 in erster Linie Symptombekämpfung betrieben. Massnahmen, die darauf abzielten, für künftige Trockenheiten besser gewappnet zu sein, wurden nur vereinzelt getroffen und durch den Kredit nicht mitfinanziert.

 

Die grösste Belastung für den Wald stellten nicht Dürreschäden, sondern der sich der warmen Witterung wegen stark vermehrende Borkenkäfer dar. Der Bund reagierte darauf mit der Anpassung des Forstpolizeigesetzes von 1902. Auch wurden waldbauliche Gesichtspunkte neu diskutiert. Die Forderung nach einer naturnahen Bewirtschaftung der schweizerischen Wälder wurde gestellt. Einige Forstingenieure erklärten, längerfristig könne dem Borkenkäfer nur durch die Schaffung von Mischwäldern mit standortgemässen Baumarten Einhalt gewährt werden. Dieses Postulat – wurde es auch in diverse Waldwirtschaftspläne aufgenommen – dürfte jedoch in der Folge nur in bescheidenem Masse umgesetzt worden sein.

 

Von den Zeitgenossen wurde die Trockenheit unterschiedlich wahrgenommen. Zwei Jahre nach 1945 waren – vorwiegend die volkstümlichen – Deutungen noch stark von den Geschehnissen

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