Type de travail
Thèse
Statut
abgeschlossen/terminé
Nom du professeur
Prof.
Jakob
Tanner
Codirecteur
Prof. David Gugerli
Institution
Neuzeit
Lieu
Zürich
Année
2005/2006
Abstract
Technische und betriebsorganisatorische Neuerungen und die Liberalisierung weltweiter Finanztransaktionen lösten seit den 1970er Jahren einen Globalisierungsschub aus, der bis heute anhält. Dies bedeutete in allen Industrieländern eine Herausforderung für den Nationalstaat und setzte den öffentlichen Sektor mit seinen Monopolunternehmen einem zunehmenden Privatisierungsdruck aus. Die politischen Debatten im Zeichen von Liberalisierung, Deregulierung und Privatisierung hatten dabei – sowohl in der Schweiz wie auch im internationalen Vergleich – ganz unterschiedliche Auswirkungen.
Das vorliegende Forschungsprojekt konzentriert sich auf die historisch-komparative Analyse zweier wichtiger öffentlicher Unternehmen der Schweiz, die PTT und die SBB. Dabei wird ein unternehmens- und technikgeschichtlicher Ansatz gewählt, der es ermöglicht, die Pfadabhängigkeit der Unternehmensentwicklung aufzuzeigen. Die Fokussierung auf jene Faktoren und Interaktionsprozesse, aus denen unternehmerische Dynamik und Innovationsprozesse resultieren, verspricht neue Erkenntnisse in einem Bereich, in dem bisher die Erforschung unternehmenspolitischer Leitbilder und institutioneller Rahmenbedingungen sowie organisierter Interessen und politischer Konflikte dominierte.
Wird Technik als ein soziotechnisches Netzwerk begriffen, so kann sie in eine institutionenökonomische Perspektive einfügt werden. Es zeigt sich, dass Technik nicht nur ein zentraler Faktor unternehmerischer Produktivitätssteigerungsstrategien ist, sondern zugleich ein die Handlungsspielräume von Akteuren einschränkendes Regelwerk oder Normensystem darstellt. Diese Sichtweise ermöglicht es, die Frage nach Auslösung und Verlaufsmustern wissenschaftlich-technischer und betriebsorganisatorischer Transformations- und Innovationsprozesse neu zu stellen. Dabei interessieren einerseits die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Institutionendesign, Organisationsstruktur und Innovationsdynamik im öffentlichen Sektor im Verlauf der letzten dreissig Jahre. Andererseits werden das Bargaining und die Entscheidungsvorgänge innerhalb der Unternehmen analysiert. Hier geht es um die Untersuchung der selektiven Wahrnehmung innerhalb des Möglichkeitsraums technischer Entwicklungen und um die Aushandlung von Lösungen, die eine bestimmte Zukunftsoption realisieren.
Werden die Fragen so gestellt, so zeigt sich, dass hier eine Forschungslücke vorliegt, die in deutlichem Kontrast steht sowohl zur Quellenlage, die eine intensive Bearbeitung der angesprochenen Themenbereiche zulässt, als auch zur politischen und öffentlichen Relevanz des Themas 'secteur public' bzw. ‚service public’. Das Forschungsprojekt ist auf eine enge Zusammenarbeit zwischen der Forschungsstelle für schweizerische Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (Universität Zürich) und der Professur für Technikgeschichte am Institut für Geschichte (ETH Zürich) hin angelegt.