Die Behandlung der Osmanischen Frage im Alldeutschen Verband 1912 bis 1914

Nom de l'auteur
Michael
Frei
Type de travail
Mémoire de master
Statut
abgeschlossen/terminé
Nom du professeur
Prof.
Christian
Gerlach
Institution
Historisches Institut
Lieu
Bern
Année
2017/2018
Abstract
Im deutschen Kaiserreich agitierte der Alleutsche Verband (ADV) für eine starke, auch auf den Erwerb von Kolonien ausgerichtete Aussenpolitik. Der Ausbruch des Ersten Balkankrieges 1912 führte dazu, dass im Verband eine Debatte um das Osmanische Reich und darüber, welche Stellung dieses in der deutschen Aussenpolitik einnehmen sollte, reaktiviert wurde. Die Arbeit, methodisch verortet in der Verbandsgeschichte, untersucht die Behandlung der Osmanischen Frage im Alldeutschen Verband hinsichtlich dreier Schwerpunkte: Erstens der Entscheidungsprozess innerhalb der Verbandsführung anhand der Protokolle der Leitungsgremien Geschäftsführender Ausschuss und Gesamtvorstand des ADV. Zweitens die Wiedergabe dieser Führungshaltung anhand von zwei halböffentlichen Verbandsstrukturen zur Information und ideologischen Durchdringung der Basis. Dabei konzentriert sich die Arbeit auf eine mündliche und eine schriftliche Struktur: Referate des of ziellen Verbandsredners Albert Ritter und die verbandseigene Zeitschrift „Alldeutsche Blätter“. Drittens die Verwendung von ideologischen Elementen in der Osmanischen Debatte. Die Quellen ergaben, dass sich der ADV intensiv mit der Osmanischen Frage auseinandergesetzt hat. Allerdings werden Unterschiede zwischen den drei untersuchten Verbandsbereichen ersichtlich: Die Verbandsleitung führte gleichsam nur eine Scheindebatte durch. Die dominante Hauptleitung um den Vorsitzenden Heinrich Class lehnte eine deutsche Ein ussnahme im Osmanischen Reich grundsätzlich ab. Darauf basierend, erarbeitete der Verband 1913 eine Entschliessung, die den Erhalt des Status quo im Osmanischen Reich forderte und gleichzeitig bei einem zukünftigen Zusammenbruch des Reiches deutsche Interessen formulierte. In den „Alldeutschen Blättern“ und in Referaten bei Ortsgruppen war der Verband dagegen bereit, deutlich radikalere Inhalte zu transportieren. So konnte z.B. Albert Ritter, von der Verbandsspitze toleriert, primär sein eigenes Programm Berlin-Bagdad propagieren, welches eine deutsche Einflussnahme bis an den Persischen Golf und eine deutsche Siedlungspolitik im Osmanischen Reich vorsah. In der Forschung ist die These etabliert, dass sich der Alldeutsche Verband am Vorabend des Ersten Weltkrieges in einer ideologischen Sackgasse befand. Ein herbeigesehnter Krieg unter den europäischen Grossmächten wurde als Allerheilmittel wahrgenommen (Chickering, Walkenhorst). Bisher wurde die alldeutsche Debatte um das Osmanische Reich als weiterer Wegstein auf diesem Weg in die Desillusionierung wahrgenommen. Aufgrund der untersuchten Quellen interpretiert die Arbeit das Vorgehen des ADV 1912 bis 1914 allerdings als konkreten Versuch, diesen Krieg herbeizubeschwören. Der Ausgang des Ersten Balkankrieges wurde als Angriff des Slawentums auf das Deutschtum bezeichnet. Im Folgenden unterband Heinrich Class die ursprünglich geplante Einigung in der Osmanischen Frage und forcierte im Verband eine Entschliessung, welche die komplette Unterstützung Österreich-Ungarns betonte. Diese Fokussierung auf die Donaumonarchie zeigt sich auch daran, dass während des Untersuchungszeitraumes Stimmen, welche die Abkehr von Österreich-Ungarn forderten, deutlich kritischer dargestellt wurden als radikale Haltungen zum Osmanischen Reich. Obwohl der ADV selber deutschen Interessen in der Türkei eher kritisch gegenüberstand, beklagten die Alldeutschen durch ihre Referate und die „Alldeutschen Blätter“ im Folgenden konstant Niederlagen der deutschen Aussenpolitik auf Osmanischem Gebiet gegenüber Grossbritannien, Frankreich und immer stärker auch Russland. Diese Haltung blieb im Verband bis zum Ende des Untersuchungszeitraumes im Frühjahr 1914 bestehen und wurde erst durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges abgelöst.

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