Der Strukturwandel in der Schweizer Schlachtindustrie und seine Auswirkungen auf Mensch und Tier

Nom de l'auteur
Noemi
Kündig
Type de travail
Mémoire de master
Statut
abgeschlossen/terminé
Nom du professeur
Prof.
Jakob
Tanner
Institution
Neuzeit
Lieu
Zürich
Année
2013/2014
Abstract
Ab den 1960er/70er Jahren werden die meisten der grösseren Schlachtanlagen in der Schweiz modernisiert beziehungsweise neu gebaut. Die hauptsächliche Neuerung ist die Einführung fliessbandartiger Arbeitsorganisation, bei der jeder Metzger nur noch an einer Arbeitsstation arbeitet. Das Handwerk wird entsprechend entprofessionalisiert. Arbeitsteilung, ununterbrochener Produktionsfluss und wissenschaftlich ausgeklügelte Effizienz halten nun auch in der Schweiz Einzug. In den USA, namentlich in Chicago, wurde schon seit ca. 1860 so geschlachtet. Henry Ford hatte die Idee für seine Assembly-Line von den sogenannten Dissassembly-Lines der Union Stock Yards in Chicago, an denen Tiere zum ersten Mal industriell geschlachtet wurden. Viele der Anlagen in der Schweiz werden zu diesem Zeitpunkt zwar nicht ganz privatisiert, aber es entstehen Aktiengesellschaften, zu deren Hauptaktionären meist der Staat, der örtliche Metzgermesiterverein und einige grössere Metzgereibetriebe gehörten. Um diese Prozesse entstehen Diskussionen zwischen den staatlichen Institutionen, den privaten Verbänden und den zuständigen Gewerkschaften, die z.B. im Fall des Schlachthofs Zürich gut dokumentiert sind. Die Kapitalkonzentration im fleischverarbeitenden Sektor der Schweiz nimmt in den 70er Jahren mit der Übernahme von Bell durch Coop und der Gründung der Micarna SA der Migros zu. Die beiden Unternehmen halten zusammen die Mehrheit der Marktanteile, bauen eigene Schlachtlokalitäten und sind zudem an einigen Schlachthofprojekten beteiligt. Das Schlachten wird stark reglementiert durch Hygienebestimmungen und seit 1981 auch das Tierschutzgesetz. Jeder Tierkörper wird vor und nach der Schlachtung der Kontrolle durch einen Veterinär unterzogen. Diese Funktion übernimmt nach wie vor der Staat. Ende des 20. Jahrhunderts werden zunehmend Systeme zur Kontrolle und Nachverfolgbarkeit eingeführt, die jede Station des Tierkörpers dokumentieren, was auch die einzelnen ArbeiterInnen einschliesst, die mit dem jeweiligen Körperteil in Berührung kommen. Mit der Lebensmittelgesetzes-Revision von 1992, die 1995 in Kraft tritt, fällt der staatliche Schlachthofzwang. Mit der Aufhebung des Schlachthofzwangs werden während der 90er-Jahre einige Schlachthöfe privatisiert, so in Zürich und Bern. In Luzern misslingt eine Privatisierung, da sich keine Interessenten finden, worauf die Anlage 1996 geschlossen wird. Allgemein gibt es eine Tendenz zu weniger und grösseren Schlachthöfen, die von den grossen Fleischfirmen geführt werden. Vor dem Hintergrund globaler Entwicklungen soll die Schlachtindustrie der Schweiz im späten 20. Jahrhundert Gegenstand der Arbeit sein. Der Blick liegt dabei auf dem Mensch-Tier-Verhältnis, welches sowohl durch die Besitzverhältnisse (staatlich/privat) der Schlachthöfe, die Arbeitsorganisation, sowie gesetzliche Bestimmungen über Tierschutz und Lebensmittelhygiene geprägt wird.

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