Der spanische Militäraufstand vom 17. und 18. Juli 1936 war der Beginn des Spanischen Bürgerkriegs. Nachdem der Putsch gescheitert war, suchten die revoltierenden Militärs Hilfe im Ausland. Genauso bemühte sich die Regierung in Madrid um französische Unterstützung. Zwei Wochen nach Beginn des Aufstandes erreichten die ersten ausländischen Flugzeuge die Konfliktzone. Die deutsch-italienische Luftbrücke über die Strasse von Gibraltar ermöglichte dem putschenden General Franco den Transport seiner Truppen nach Spanien und die Fortsetzung seines Feldzuges gegen Madrid. Ohne diese Hilfe wäre der Putsch vermutlich zusammengebrochen. Erst die ausländischen Flugzeug- und Waffenlieferungen weiteten den Aufstand zu einem Krieg aus, der innert kurzer Zeit eine internationale Dimension erhielt.
Als am 30. Juli 1936 zwei italienische Flugzeuge auf dem Weg zu Francos Truppen in Französisch-Marokko notlanden mussten, erfuhr die Weltöffentlichkeit umgehend und mit Empörung von der faschistischen Einmischung in Spanien. Der spanische Konflikt war eine europäische Angelegenheit und eine Herausforderung für die internationale Staatengemeinschaft geworden. Grossbritannien und Frankreich reagierten mit Zurückhaltung auf den Konflikt und entschieden sich für eine Politik der Nichteinmischung und die Bildung eines Nichtinterventionskomitees, an dem auch die intervenierenden Mächte beteiligt waren. Der Moment der internationalen Entspannung sollte nicht gefährdet werden. London wollte eine Eskalation des sich abzeichnenden Konfliktes zwischen den Extremen Kommunismus und Faschismus unbedingt verhindern. Wobei Letzterer als die geringere Bedrohung angesehen wurde als die „rote Gefahr“.
Zentraler Gegenstand der Arbeit ist die (Un-)Tätigkeit des Völkerbundes gegenüber der spanischen Krise, der entgegen seiner Satzung und Prinzipien den Krieg bis im Dezember 1936 ignorierte. Spätestens nach dem Bekanntwerden der faschistischen Intervention Anfang August hätte sich die Institution auf Grund des Artikels 11 der Satzung der Sache annehmen müssen. Aus zwei Gründen tat sie es nicht: Einerseits delegierten die Mitgliedstaaten die Diskussion zur spanischen Angelegenheit an das Nichtinterventionskomitee, andererseits war die Organisation zu schwach, um sich der Sache ernsthaft anzunehmen und eine eigene Position vertreten zu können.
Die mächtigsten Völkerbundsnationen wie auch die Organisation selbst waren nicht gewillt, die spanische Republik zu unterstützen, und verhinderten eine Diskussion zur Krise. Die Weltöffentlichkeit, die nach wie vor grosse Hoffnungen in den Völkerbund steckte, sollte die Umstände nicht erfahren, mit denen die spanische Republik konfrontiert wurde. Der Völkerbund integrierte sich in diesem Sinne in die Politik der Nichteinmischung, die zur Farce geworden war: Sie verhinderte einen europäischen Krieg, förderte aber gleichzeitig die Eskalation der Gewalt in Spanien. Denn sie begünstigte die militärischen Interventionen Italiens, Deutschlands und später auch der Sowjetunion. Sowohl die Schwäche des Völkerbundes wie auch die Politik der Nichteinmischung müssen in die globale Politik des Appeasement gegenüber den Diktatoren eingeordnet werden. Die europäischen Mächte hatten sich vom System der kollektiven Sicherheit und der Versailler Ordnung abgewandt. In der Arbeit werden anhand von amtlichen Akteneditionen zur Aussenpolitik und Literatur der internationale Kontext und die internationale Dimension des Bürgerkriegs nachgezeichnet. Die wichtigsten Dokumente und Protokolle der Völkerbundversammlung und des Rates sind im Journal Officiel publiziert. Da der Spanische Bürgerkrieg aber erst im Dezember 1936 offiziell thematisiert wurde, besteht nur wenig Material für die Zeit davor. Die Dossiers zu Spanien, mit der eingehenden Korrespondenz im Sekretariat und anderem Material zum Thema, wurden vermutlich erst im Spätherbst 1936 angelegt. Zeitgenössische Berichte und Memoiren vermögen dies stellenweise zu kompensieren.