"Da möchte ich jetzt auch einmal protestieren!" Zeitzeuginnen und Zeitzeugen berichten über ihr Engagement für die tschechischen und slowakischen Geflüchteten von 1968 in der Schweiz

Nom de l'auteur
Helen
Kaufmann
Type de travail
Mémoire de master
Statut
abgeschlossen/terminé
Nom du professeur
Prof.
Damir
Skenderovic
Institution
Seminar für Zeitgeschichte
Lieu
Fribourg
Année
2019/2020
Abstract
Die vorliegende Masterarbeit befasst sich mit der Solidaritätswelle, die den tschechischen und slowakischen Geflüchteten 1968 in der Schweiz entgegenschlug und an welcher verschiedenste Akteurinnen und Akteure beteiligt waren. Exemplarisch dafür stehen die drei Zeitzeugen und zwei Zeitzeuginnen, die für diese Arbeit mittels Oral-History-Interviews nach den Motiven für ihr Engagement gefragt wurden. Dabei ergab sich ein komplexes Bild: Spielten bei einigen instrumentelle Motive (das Engagement wurde z.B. als persönliche Bereicherung empfunden) eine Rolle, standen für andere identitätsbezogene im Vordergrund (sie identifizierten sich beispielsweise mit den Reformkommunistinnen und -kommunisten in der CSSR oder mit ihrem sozialen Umfeld in der Schweiz, welches sich ebenfalls für die Geflüchteten engagierte). Wieder andere verspürten eine moralische Verpflichtung, ihre Wut über die Niederschlagung des «Prager Frühlings» kundzutun oder sich für Menschen in Not einzusetzen. Ebenso zentral war bei den meisten Befragten ihre hohe Selbstwirksamkeitsüberzeugung, also der Glaube daran, mit ihrem Engagement etwas bewirken zu können. Unterstützt wurden sie dabei durch die – zumindest anfänglich – weitverbreitete Euphorie in der Schweiz: So wollte sich die offizielle Schweiz nach den Versäumnissen des 2. Weltkriegs wieder als humanitäre Nation inszenieren. Ausserdem war der Antikommunismus in der Schweiz noch stark verbreitet, was den CSSR-Geflüchteten als Opfer der UdSSR gewisse Sympathien einbrachten. Auch die Wirtschaft erhoffte sich in Zeiten der Hochkonjunktur durch die Aufnahme der Geflüchteten gut qualifizierte Arbeitskräfte. Zusätzlich verstärkt wurden diese Aspekte durch die eindeutige Parteinahme der Medien, die die Geflüchteten oft als Freiheitshelden inszenierten, über Solidaritätsaktionen berichteten oder sogar explizit dazu aufriefen.

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