Appel à communication
Für den Themenschwerpunkt Public History lädt die Zeitschrift traverse Autor:innen ein, ausgehend von Objekten, Dingen oder Stoffen zu präsentieren, wie sie als Public Historians mit Konzepten von Materialität und Immaterialität arbeiten, und wie sie darauf bezogene diskursive und materielle Praktiken beschreiben, analysieren und konzeptionell reflektieren. Willkommen sind Beiträge aus allen Epochen und mit Schweiz-Bezug (thematisch oder institutionell). Abstracts bis 31.12.2021 (400 Worte).
Das Material der Public History
Call for papers – traverse 3 / 2023
Alexandra Binnenkade, Christina Späti, Tina Asmussen, Matthieu Gillabert, Yan Schubert
Objekte, Dinge und Artefakte werden gesammelt, ausgestellt und bewundert, aber auch bekämpft, entsorgt oder verstümmelt. Das Material der Geschichte ist gleichzeitig greifbar, vielstimmig und verworren: Es ist untrennbar mit politischen Herrschaftsdiskursen, kulturellen Praktiken und gesellschaftlichen Wertesystemen verbunden, die sich immer wieder und oft unerwartet verändern. Ereignisse der jüngsten Vergangenheit – etwa der Sturz der Statue des britischen Sklavenhändlers Edward Colston in Bristol, die Verunstaltung von Columbus Statuen in Miami, Boston oder Virginia oder auch die Umbenennung des Platzes vor der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Neuchâtel von Louis Agassiz – führten das komplexe Verhältnis zwischen Geschichte, Material und Öffentlichkeit medienwirksam vor Augen. Dieses traverse Themenheft lotet die vielschichtigen Beziehungen zwischen Geschichte und Material mit spezifischem Blick auf die Ansätze, Methoden und Debatten im Kontext von Public History aus.
Public History ist gegenwärtig ein besonders innovatives und dynamisches Feld, in dem inhaltlich und methodisch neue Zugänge sowohl erprobt als auch entwickelt werden, um den Umgang diverser Erinnerungsgemeinschaften mit ihrer Vergangenheit, Gegenwart und projizierten Zukunft zu erforschen und zu vermitteln. Insbesondere wenn es um gesellschaftliche Auseinandersetzungen mit traumatisierender Gewalt geht – international zum Beispiel als Folge von Genoziden, Kriegen, Rassismus oder Diktaturen, in der Schweiz beispielsweise die Erinnerung an fürsorgerische Zwangsmassnahmen –, sind historisch kompetente Aufarbeitung sowie zugängliche und verständliche Vermittlung gesellschaftlich hoch relevant. Wer heute Public History studiert, bereitet sich auf einen Beruf im Bereich der Vermittlung und des Transfers von Geschichtsforschung vor: in Museen, Gedenkstätten, im Tourismus-Bereich und weiteren öffentlichen und privaten Bildungsinstitutionen mit Geschichtsbezug. Als Folge des anhaltenden «Gedächtnis-Booms» sowie auch im Kontext sozialer Bewegungen (z.B. Frauenbewegung, Umweltbewegung, Black Lives Matter) wuchs das Interesse an der Aneignung, Deutung und Vermittlung von Geschichte sowohl national wie international. Es führte unter anderem dazu, dass private und öffentliche Akteure und Institutionen im und ausserhalb des akademischen Kontexts in entsprechende Projekte investierten und bestehende Angebote ausgebaut haben.
Entgegen der international wachsenden Bedeutung von Public History ist sie in Forschung und Lehre an schweizerischen Universitäten und Pädagogischen (Fach-)Hochschulen erst ansatzweise institutionalisiert. Der traverse Themenschwerpunkt zu Public History macht sichtbar, wie dieses Forschungsgebiet inner- und ausserhalb der Schweiz präsent ist. Anhand von sowohl methodisch als auch inhaltlich ausgerichteten Beiträgen lotet das Heft die Bedeutung des Materiellen in Public History aus.
Ausgehend von Objekten, Dingen oder Stoffen sollen die Autor:innen unterschiedliche Möglichkeiten präsentieren, wie sie als Public Historians mit Konzepten von Materialität und Immaterialität arbeiten, und wie sie darauf bezogene diskursive und materielle Praktiken beschreiben, analysieren und konzeptionell reflektieren.
Mögliche Themenbereiche:
- Theoretisch-methodische Reflexionen zu Public History und Materialität: Welchen Beitrag kann der Fokus auf Dinge und Dinglichkeit für die Analyse von öffentlicher historiographischer Wissensproduktion leisten?
- Medien, Technologien und Inszenierungen: Mit welchen Mitteln, Technologien und Praktiken bringen Public Historians Dinge, Objekte oder Orte zum Wirken?
- Narrativierungsstrategien und Wissensproduktion: Welches Verhältnis besteht in Museen, Gedenkstätten und andern Orten öffentlicher Historiographie zwischen Materialität und Narrativierung?
- Akteure und Agency: Nicht nur Akteurinnen und Akteure, Adressatinnen und Adressaten, sondern auch Objekte, die sie rahmenden Räume und materiellen Eigenschaften werden in Bezug auf Race, Gender, Class gelesen und geschrieben. Gibt es Forschungsprojekte oder Ausstellungen, welche die Wirkungen solcher Kategorien reflektieren? Inwiefern können materielle Elemente dazu beitragen, gesellschaftlich marginalisierte Gruppen spezifisch im öffentlichen Raum sichtbar zu machen?
- Public History im Kontext von politischem Aktivismus, Protestkultur und sozialen Bewegungen: Welche Rolle spielt Materialität in öffentlichen Geschichtspraktiken, die hegemoniale Narrative konkurrenzieren?
Willkommen sind Artikel aus allen Epochen, die ausgehend von Objekten, Dingen, Artefakten exemplarische Einzelfälle untersuchen, eine epochenübergreifende Langzeitanalyse vornehmen, oder eine räumlich vergleichende Perspektive einnehmen.
Wir fordern die Autorinnen und Autoren dazu auf, in ihren Beiträgen auch zu diskutieren, mit welchen Konzepten von Materialität sie arbeiten, welchen Zusammenhang sie zwischen Objekt- und Konzept-Wahl herstellen und welchen Einfluss die Wahl solcher Zugänge möglicherweise auf die Konzeption von Public History in der Schweiz und darüber hinaus haben könnte.
Der geplante Heftschwerpunkt der traverse wird als Ausgabe 3/2023 (Oktober 2023) erscheinen. Alle Beiträge des Heftschwerpunkts durchlaufen ein double blind peer review-Verfahren.
Wir laden Interessierte ein, uns bis spätestens 31. Dezember 2021 ein Abstract von ca. 400 Wörtern, CV (kurz) sowie eine Auflistung der bisherigen allfälligen sachverwandten Publikationen zu senden. Die Abstracts sind an Alexandra Binnenkade (alexandra.binnenkade@unibas.ch), Christina Späti (christina.spaeti@unifr.ch), Tina Asmussen (tina.asmussen@revue-traverse.ch), Matthieu Gillabert (matthieu.gillabert@revue-traverse.ch) und Yan Schubert (yan.schubert@revue-traverse.ch) zu senden.
Programm
bis spätestens 31. Dezember 2021 ein Abstract von ca. 400 Wörtern, CV (kurz) sowie eine Auflistung der bisherigen allfälligen sachverwandten Publikationen
Die Deadline für die Abgabe der fertigen Artikel ist der 1.8.2022.
Kontakt
alexandra.binnenkade@unibas.ch
christina.spaeti@unifr.ch
tina.asmussen@revue-traverse.ch
matthieu.gillabert@revue-traverse.ch
yan.schubert@revue-traverse.ch
Organisé par
traverse - Zeitschrift für Geschichte
Lieu de l'événement
Informations supplémentaires sur l'événement
Coûts de participation
CHF 0.00