Bloggen ist tot – es lebe das Bloggen! Online-Podiumsdiskussion zum 10. Geburtstag von de.hypotheses

9. mars 2022 - 18:30
Table ronde
Kaum zu glauben: Schon zehn Jahre sind vergangen, seit am 9. März 2012 in München de.hypotheses mit der Tagung “Weblogs in den Geisteswissenschaften” aus der Taufe gehoben wurde. Ganze zwölf Blogs waren damals Teil der Plattform, von der man mit Fug und Recht behaupten kann, dass sie seither die Wissenschaftskommunikation in den Geisteswissenschaften grundlegend verändert hat. Das zeigt sich nicht nur quantitativ, also daran, dass in den zehn Jahren insgesamt über 900 Blogs aufgesetzt wurden, manche lang- viele kurzlebig. Sondern auch an der Selbstverständlichkeit, mit der mittlerweile etwa begleitend zu Forschungsprojekten Blogs geführt werden. Von Blogs als Karrierekiller ist schon lange nicht mehr die Rede. Im Gegenteil: die Präsentation von Forschungsergebnissen im sozialen Netz wird von BMBF, Forschungsförderern und wissenschaftlichen Einrichtungen gleichermaßen gewünscht. Ist Bloggen als akzeptierte Praktik (wieder mal) tot oder wird es gerade erst so richtig lebendig? Wie haben sich die Praktiken über die Jahre hinweg verändert? Was können geisteswissenschaftliche von naturwissenschaftlichen Bloggenden lernen? Und wohin geht die Reise beim Bloggen? Diese und weitere Fragen wollen wir am 9. März 2022 ab 18h30 online diskutieren mit der Crème de la Crème der geistes- und naturwissenschaftlichen Blogszene. Mit dabei: Anne Baillot: “Bloggen ist für mich Frei-, Spiel- und Lernraum.” Anne Baillot gehört mit Digital Intellectuals https://digitalintellectuals.hypotheses.org/ zu den Blogger:innen der ersten Stunde bei Hypotheses. Im Blog 140 caractères bloggt sie übers Twittern (und zwar nicht erst seit gestern, wie der Titel verrät) und ihre Studis ließ sie schon 2013 lieber Blogbeiträge als Seminararbeiten schreiben. Im 2019 ins Leben gerufenen studentischen Ausstellungsprojekt “Nach dem Krieg 1919-1930” wurde systematisch zweisprachig gebloggt. Von 2012 bis 2019 wirkte sie als Mitglied des französischen wissenschaftlichen Beirats an der strategischen Ausrichtung der Plattform mit. Sie lehrt Germanistik und Digital Humanities mit einem Schwerpunkt auf digitale Editionen an der Le Mans Université. Anne Baillot ist Mitbegründerin der neuen AG “Greening DH” https://dig-hum.de/ag-greening-dh im DHd. Karoline Döring: “Bloggen ist für mich Schreiblabor, Denkhilfe und Community-Gespräch.” Karoline Döring hat als Gründungsmitglied des Mittelalterblogs und dem damit verknüpften Fachrepositorium Archivum Medii Aevi Digitale (AMAD) dafür gesorgt, dass die deutschsprachige Mediävistik sich neuen Publikations- und Kommunikationsformen zuwendet. Sie hat obendrein 2015 mit dem histocamp das erste BarCamp für die Geschichtswissenschaft in Deutschland und den dazugehörigen Open History e.V. mit aus der Taufe gehoben und damit die Tagungsszene kräftig aufgemischt. Vor #IchbinHanna gab es für sie schon #unbezahlt. Sie ist Mitglied der Redaktion von de.hypotheses.org. Lars Fischer: “Bloggen ist für mich zu schreiben, was ich will, wann ich will und wie ich will.” Lars Fischer “kannte Pandemien schon, bevor sie cool wurden”. Mit seinem Fischblog gehört er zu den naturwissenschaftlichen Blog- und Twitter-Stars, wobei er außer wohltuend sachlich-lustig-informierten Blogbeiträgen beispielsweise über Corona auch das ein oder andere Quokka in die Timeline spült. Absoluter Kult ist seine Video-Serie “Wir werden alle sterben”, z.B. die Folge über Pilze in der Spülmaschine. Lars Fischer ist Chemiker, Wissenschaftsjournalist und Redakteur bei Spektrum.de. Er war auch aktiv an der Gründung des Kneipenlogs beteiligt, wer sich noch erinnern mag… Klaus Graf: “Bloggen ist für mich die längste Praline der Welt.” Bei Bibliotheks- und Archivblogs denkt jede:r automatisch an das “Mutterblog” der deutschen Geisteswissenschaften: Archivalia und damit an Klaus Graf, den Begründer des Blogs. Er ist einer der glühendsten Verfechter von Open Access und der härteste Kritiker von Copyfraud und Vernichtung von Kulturgut (etwa Verkauf/Verscherbelung von Buchsammlungen). Bei einer Tagung am DHI Paris 2011 antwortete er in der Diskussion mit dem seither viel zitierten Satz: “Ein Wissenschaftler, der nicht bloggt, ist ein schlechter Wissenschaftler”. Alle fragen sich angesichts der Publikationsfrequenz bei Archivalia außerdem, wann er eigentlich mal schläft… Hubertus Kohle: “Bloggen ist für mich eine Möglichkeit, nicht jedes Wort fünf mal umdrehen zu müssen, bevor ich es schreibe.” Hubertus Kohle ist es zu verdanken, dass die deutschsprachige Kunstgeschichte auf der digitalen Plattform arthistoricum auch ein eigenes Blog anbietet. Er setzt sich u.a. aktiv für das Publizieren im Open Access ein und gehört im digitalen Bereich zu den experimentierfreudigen Vertretern seiner Zunft, etwa, was Open Peer Review anbelangt. Hubertus Kohle ist seit Beginn im Beirat von de.hypotheses und war 2012 auch zur Eröffnung in München mit einem eigenen Vortrag am Start. Bitte hier lang, wer mal schauen möchte…=>Video Uni München. Beatrice Lugger: “Bloggen ist für mich eine ideale “Einstiegsdroge” in die Wissenschaftskommunikation” Der Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft liegt Beatrice Lugger besonders am Herzen. Sie war maßgeblich am Aufbau der Blogplattform ScienceBlogs in Deutschland beteiligt und setzt sich damit schon seit 15 Jahren für das Wissenschaftsbloggen als kommunikatives Format ein. Sie hat sogar das Kunststück geschafft, Bloggen bei international hochkarätigen Tagungen wie den Lindauer Nobelpreisträgertagungen, dem Heidelberg Laureate Forum und dem Nobel Week Dialogue salonfähig zu machen. Sie ist Chemikerin, Wissenschaftsjournalistin und Social-Media-Expertin. Als Geschäftsführerin des Nationalen Institut für Wissenschaftskommunikation (NaWik) verfolgt sie “verständliche Wissenschaft” als Leitziel. Wer noch kein Seminar bei ihr besucht hat, sollte das nun schleunigst tun… Moderation: Jürgen Hermes (Univ. Köln), Mareike König (DHI Paris) Teilnehmende: Anne Baillot (Univ. Le Mans/CNRS), Karoline Döring (Univ. München), Lars Fischer (Scilogs), Klaus Graf (Hochschularchiv der RWTH Aachen), Hubertus Kohle (Univ. München), Beatrice Lugger (NaWik) Organisiert von: Mareike König (DHI Paris) und Ulrike Stockhausen (Max Weber Stiftung) Anmeldung
Abbildung: Unter Verwendung eines Bildes publiziert bei Pixabay – freie Nutzung.
Organisé par
Mareike König (DHI Paris) und Ulrike Stockhausen (Max Weber Stiftung)

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