Conférence
Wasser ist Leben. Der individuelle Organismus, menschliche Sozialbildungen und Kulturleistungen sind auf das Wasser angewiesen. Wasser wird in pragmatischen und symbolischen Zusammenhängen genutzt. Es kann lebenserhaltend und zerstörend, verbindend und trennend, erlösend und auflösend wirken. Menschliche Gesellschaften und Institutionen sind gezwungen, sich zu diesen ambivalenten Funktionen zu verhalten. Das natürliche Element Wasser fordert zu kulturellen Reaktionen im Bereich seiner Bewirtschaftung, Bewertung und Symbolik heraus. Alle Funktionen, die das Wasser in der realen Welt erfüllt, können auch in Literatur und Kunst thematisiert und zeichenhaft gestaltet werden.
Im Zentrum der interdisziplinären Konferenz stehen insgesamt vier mediävistische Themenfelder, die sich gegenseitig berühren und durchdringen: Umwelt, Klima, Ökologie; Verkehrsmittel, Grenze, Machtgrundlage; Naturkunde und Naturphilosophie; Symbolbildungen
Im Bereich der Umwelt- und Klimageschichte gerät die (makro)kosmische Dimension des Wassers in den Blick, welche häufig auch einen Bezug zu den übrigen Elementen Feuer, Luft und Erde aufweist. Wasser tritt in verschiedenen Aggregatzuständen in Erscheinung. In diesem Spektrum bewegt sich auch die Wirkung und Nutzung der Wasserkraft. Letztere kann kultiviert und der Versorgung menschlicher Bedürfnisse bis hin zum luxuriösen Gebrauch zugeführt werden. Dabei sind meteorologische, technische, verfahrensorientierte, hygienische und rechtliche Aspekte relevant. Wo das Wasser der menschlichen Beherrschung entgleitet, erweist sich seine zerstörerische Gewalt, etwa in Naturkatastrophen wie Überflutungen und Dürreperioden.
Wasserläufe werden seit der frühen Menschheitsgeschichte als Verkehrswege genutzt und bilden damit eine wichtige Grundlage gesellschaftlicher Interaktion und Kommunikation. Zugleich stellen sie natürliche Grenzen dar, die im Zuge der Kultivierung überwunden oder auch verfestigt werden. Flüsse, Seen, Meere und ihre Ufer können Handelswege, Bahnen für (inter)kulturellen Austausch und für Zweckbündnisse (z. B. Hanse) bilden. Über Gewässer und ihre Beherrschung werden Konflikte ausgetragen und Kriege geführt.
In epistemologischen Kontexten (Wissensbildung, Wissenschaft) hat das Wasser wichtige naturkundliche und naturphilosophische Funktionen. Es ist Bestandteil von Ursprungs- und Schöpfungsmythen und -erzählungen (deren Begrifflichkeit im Deutschen ihrerseits mit dem Wasser in Verbindung steht). Der Anteil von Wasser im menschlichen Körper verweist auf die mikrokosmische Dimension des Elements und stellt dabei einen wichtigen Bestandteil mittelalterlicher Medizin (etwa im Bereich der Humoralpathologie) dar.
In engem Zusammenhang mit wissensgeschichtlichen Aspekten stehen solche der Symbolbildung. Das Wasser hat hier kultische und religiöse Funktionen, es begegnet als polyvalentes Motiv und Zeichen – von strafender Sintflut über Wunderquellen bis hin zum Tauf- und Weihwasser. Als weitere Beispiele lassen sich Erscheinungsformen wie der Musenquell, Emanationsmetaphorik, der Lebensbrunnen oder diverse kulturelle Konzepte der Grenzziehung und Fusion nennen. All diese Aspekte werden in künstlerischen und literarischen Darstellungen reflektiert.
Programm
Organisé par
Prof. Dr. Gerlinde Huber-Rebenich / Prof. Dr. Christian Rohr / Prof. Dr. Michael Stolz, im Auftrag des Mediävistenverband e.V.
Lieu de l'événement
Universität Bern
-
3000
Bern
Kontakt
Prof. Dr. Gerlinde Huber-Rebenich, Institut für Klassische Philologie, Universität Bern
Informations supplémentaires sur l'événement
Coûts de participation
CHF 0.00