„Unsere Kriegsgäste“ oder „Verräter ihres Landes“? Die Wahrnehmung der ausländischen Bevölkerung durch die Einheimischen im Oberwallis während des Ersten Weltkriegs

Nom de l'auteur
Franco
Arnold
Type de travail
Mémoire de master
Statut
abgeschlossen/terminé
Nom du professeur
Prof.
Damir
Skenderovic
Institution
Seminar für Zeitgeschichte
Lieu
Fribourg
Année
2011/2012
Abstract
Durch die Masseneinwanderung in die Schweiz um die Wende zum 20. Jahrhundert und die damit verbundenen wirtschaftlichen und sozialen Ängste vor dem Fremden entfachte ein Überfremdungsdiskurs. Dieser wurde vorwiegend in den urbanen Zentren, die von den Migranten am stärksten betroffen waren, geführt. Doch auch die Randkantone erhielten regen Zulauf über die Grenze. Hauptsächlich von den grossen Tunnelbaustellen angelockt, lebten am Vorabend des Ersten Weltkriegs rund 14‘000 ausländische Staatsbürger im Kanton Wallis (11,2% der Gesamtbevölkerung). Besonders der Bezirk Brig verzeichnete eine massive Immigration. In den beiden Gemeinden am Nordportal des Simplontunnels, Brig und Naters, lag 1910 der Ausländeranteil bei 22% bzw. 36,7%. Neben diesen Migranten kamen während des Weltkrieges noch weitere Gruppen ins Oberwallis. Einerseits waren dies Kriegs- und Zivilinternierte (belgische und französische Soldaten, die zuvor in deutscher Kriegsgefangenschaft gelebt hatten), anderseits Deserteure und Refraktäre (meist italienische Kriegsdienstverweigerer). In der Wahrnehmung der einheimischen Bevölkerung entstanden dadurch verschiedene Bilder über die Migranten. Anhand einer fundierten Analyse der zeitgenössischen Lokalzeitungen und unter Einbezug vieler amtlicher und halbamtlicher Dokumente aus mehreren Archiven wird in der Masterarbeit ein differenziertes Bild der Wahrnehmung der ausländischen Bevölkerung im Oberwallis abgegeben. Der Fokus liegt hierbei vor allem auf den Gemeinden Brig und Naters. Erstmals in der historischen Forschung werden die internierten Soldaten im Ersten Weltkrieg unter einem migrationsgeschichtlichen Aspekt betrachtet und in eine gesamthafte Analyse eingebettet. Entgegen dem verbreiteten Bild kann bewiesen werden, dass auch die freundschaftlich und herzlich empfangenen Internierten in den Augen vieler Zeitgenossen als fremd betrachtet wurden. Eine Stereotypisierung wie bei der italienischen Arbeiterschaft und besonders negativ bei den Kriegsdienstverweigerern kann zwar nicht festgestellt werden. Dennoch erhoben sich viele kritische Stimmen, Argumentationslinien ähnelten sich bei allen drei Migrationsgruppen frappant. Die Internierten wurden ebenfalls als Fremde wahrgenommen. Mit dieser migrationsgeschichtlichen Studie auf Mikroebene kann also ein Abbild der Wahrnehmung der ausländischen Bevölkerung gegeben werden, das auch auf einen grösseren Bezugsrahmen übernommen werden könnte.

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