Der Strippenzieher der Gärten Ihrer Majestät. Eine netzwerkanalytische und qualitative Untersuchung zu Aimé Bonpland als Intendant der kaiserlichen Domänen von Malmaison und Navarre (1808 – 1814)

Nom de l'auteur
Kilian
Hiltbrand
Type de travail
Mémoire de master
Statut
abgeschlossen/terminé
Nom du professeur
Prof.
Simona
Boscani Leoni
Institution
Historisches Institut
Lieu
Bern
Année
2020/2021
Abstract
In dieser Masterarbeit wird anhand eines netzwerkanalytischen und qualitativen Methodenmixes die bisher wenig erforschte Phase von Aimé Bonpland als Intendant der kaiserlichen Domänen von Malmaison und Navarre untersucht. Dazu wird zunächst ermittelt, welche Gründe und Beziehungen für eine Anstellung Bonplands als Intendant sprachen. Danach werden die domäneninternen und -externen wissenschaftlichen und administrativen Funktionen, Interaktionen und Praktiken Bonplands analysiert. Im letzten Analysekapitel werden schliesslich die Gründe für Bonplands Ende als Intendant in Malmaison beleuchtet. Die wichtigsten Quellen zur Beantwortung der Fragestellungen bilden von Bonpland stammende sowie an ihn gerichtete und ihn betreffende Textzeugnisse. Dabei handelt es sich in erster Linie um Korrespondenzen und Gartenrapporte, die zum einen Teil aus Quelleneditionen stammen und zu einem anderen Teil in französischen Archiven vorliegen. Die Domänen von Malmaison und Navarre, wo Kaiserin Joséphine ihren Wohnsitz hatte, waren um 1810 wichtige Orte der Einführung, Kultivierung und Verbreitung exotischer Gewächse. Ausserdem wurden in der prächtigen Parkanlage von Malmaison exotische Tiere und eine riesige Merinoschafherde gehalten, welche auf Wollmärkten wertvolle Einkünfte versprach. Die Netzwerk- und Quellenanalyse haben ergeben, dass Bonpland bereits vor seiner Anstellung Kontakt zur Kaiserin pflegte, indem er ihr Pflanzen aus Amerika zusandte und mit ihr Korrespondenz führte. Nach der Reise besuchte Bonpland Malmaison zwecks Pflanzenbeobachtung regelmässig. Ausserdem wies er als ehemaliger Student am Jardin des Plantes Kontakte auf, welche Joséphine beratend zur Seite standen. Kaum einen Bezug hatte Bonpland hingegen zu Napoleon. Im zweiten Analysekapitel sticht besonders die Fertigstellung des botanischen Werks Description des plantes rares cultivées à Malmaison et à Navarre hervor, denn an diesem wird deutlich, dass innerhalb des Gartens ein Kollaborationsnetzwerk zwischen den Gewächsmalern, den Chefgärtnern, der Kaiserin, den Graveuren, den Druckern und dem Intendanten herrschte. Ausserdem setzte sich Bonpland als Botaniker mit Pflanzenexperimenten wie z.B. der Magnolienlikörherstellung und Vermehrungsmethoden auseinander. Was die interne Akteursstruktur der Domänen anbelangt, lässt sich festhalten, dass sich Bonpland an der Schnittstellte zwischen administrativen und praktischen Akteuren befand. Seine wichtigste Ansprechperson war dabei der Generalintendant, von dem Bonpland Befehle empfing und Autorisationen für Tätigkeiten erhielt, welche er in der Domäne als notwendig erachtete. Auf diese Weise war Bonpland etwa als Berater in Landkaufgeschäften tätig. Da Bonpland jedoch teilweise zu viel Geld ausgab und zu zögerlich handelte, wurde er vom Generalintendanten zu wöchentlichen Kontrollen einberufen und mit Lohnkürzungen bestraft. Mit dem Chefgärtner Delahaye hatte er ausserdem einen Kompetenzkonflikt, der erst durch die Intervention der Kaiserin gelöst werden konnte. Dafür lernte Bonpland mit Adeline Delahaye, der Chefgärtnerin von Navarre, in den Domänen seine künftige Ehefrau kennen. In Bezug auf das dritte Analysekapitel lässt sich festhalten, dass Bonpland eine wichtige Rolle bei der Beschaffung und Vergabe von Pflanzen einnahm. Dafür tauschte er mit Botanikern, Pflanzenliebhabern und Gewächshändlern Kataloge und Pflanzendesiderata aus, auf deren Basis Gewächsaustauschgeschäfte organisiert wurden. So bestanden diesbezüglich etwa Kontakte nach London, Wien und Montpellier. Beim Transport war anschliessend wichtig, alles gut festzubinden und keine Verzögerungen zuzulassen, welche den Pflanzen schadeten. Ausserdem unternahm Bonpland verschiedentlich Reisen zur Begutachtung und Suche nach Pflanzen, wie seine Notizen aus Wien, Le Mans, Angers, Nantes und Hyères zeigen. Auch Joséphine war in der Pflanzenbeschaffung aktiv, wie an Bonpland gerichtete Briefe aus Mailand offenbaren. Darin fragte sie den Intendanten um Rat, welche Pflanzen in Malmaison denn benötigt würden. Nicht zu vergessen ist ferner Bonplands Inspektionsreise nach Vitrolles, um den Zustand der verpachteten Merinoschafe zu begutachten. Das Ende Bonplands in Malmaison war vor allem auf den Tod der Kaiserin zurückzuführen, denn dieser war verbunden mit einem Reputationsverlust der Domänen und einem Rückgang der finanziellen und wissenschaftlichen Möglichkeiten. Deshalb entschied sich Bonpland, gemeinsam mit Adeline und deren Tochter den Traum einer Rückkehr nach Amerika zu verwirklichen.

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