Dieser Beitrag ist Teil des SNF-Projektes „Au delà du service public: pour une histoire élargie de la télévision en Suisse“, welches das Fernsehen über seinen institutionellen Charakter hinaus als Produkt der technologischen, kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, Ordnungen und Gesetzmässigkeiten versteht, die das Fernsehen massgeblich formten und beeinflussten, und nähert sich dem Medium Fernsehen in der Schweiz über seine Akteurs-, Technik-, Wirtschafts- und Diskursgeschichte an. In diesem Sinne möchte dieser Beitrag das Ziel verfolgen, die politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und technischen Diskurse von und über das Fernsehen in der Schweiz während der Zeitspanne von 1960 bis 2000 zu erschliessen und auf ihre textuelle Struktur hin zu analysieren.
Diese Vorgehensweise, die sich in der methodologischen Tradition der Medienarchäologie sieht, erlaubt, televisuelle Dispositive in ihrer technischen, soziokulturellen, ökonomischen und juristischen Dimension zu definieren und somit die Geschichte des Fernsehens in der Schweiz breiter zu schreiben, als eine rein chronologische Darstellung der für die SRG relevanten institutionellen, juristischen, kulturellen und technischen Ereignissen. Der zu untersuchende Zeitrahmen bildet den Ausgangspunkt für die Untersuchung der Diskursgeschichte des Fernsehens in der Schweiz und bildet die Zeitspanne, in der der Schweizerische Rundfunk, wenn nicht sein politisches Fundament so doch seine politischen Konturen erhielt. Im politischen Ringen um die Kreation der juristischen Bedingungen für das Radio- und Fernsehen in der Schweiz flossen kulturelle, wirtschaftliche und gesellschaftliche Perspektiven mit ein, die im medialen Diskurs über das Fernsehen kristallisierbar sind.
Ziel dieser Arbeit ist, die Geschichte des Schweizerischen Fernsehens losgelöst von einer reinen Institutions- und Organisationsgeschichte zu schreiben und das Medium Fernsehen in seiner vielschichtigen und komplexen Form als ein Objekt zu verstehen, das geformt wurde durch permanentes Aushandeln seiner Funktion, seiner komplexen und vielschichtigen Beziehungen zum Programm, Publikum und Technik und seinem Verhältnis zu gesellschaftlichen Systemen der Politik, der Kultur und der Wirtschaft.