Type de travail
Mémoire de master
Statut
abgeschlossen/terminé
Nom du professeur
Prof.
Ueli
Haefeli
Institution
Historisches Institut
Lieu
Bern
Année
2017/2018
Abstract
Die „Heftli“ des Schweizerischen Jugendschriftenwerks (SJW) sind eine Institution im Bereich der schweizerischen Jugendliteratur. Der pädagogische Ansatz, die grosse Reichweite, das breite Themenspektrum und der 82-jährige Erscheinungszeitraum der Periodika machen die Hefte zur ergiebigen seriellen Quelle der Schweizer Mobilitätsgeschichte des 20. Jahrhunderts. Vorliegende Arbeit soll erstens klären, welche Vorstellungen von räumlicher Mobilität in den deutschsprachigen SJW-Heften seit ihren Anfängen in den 1930er Jahren bis zum Jahr 2015 vermittelt wurden. Die periodischen Entwicklungen in der Verkehrspädagogik und die damit in Verbindung stehende Sozialisation von Kindern sowie eine periodisierte Mobilitätsgeschichte bilden den historischen Kontext für die Untersuchung. Daneben formt die Verlagsgeschichte vor dem sozialund politikgeschichtlichen Hintergrund den Rahmen der Analyse. Zweitens ist die nicht weniger wichtige Frage nach der Umsetzbarkeit des in dieser Arbeit vorgestellten qualitativ-quantitativen Methodenmixes zu beantworten.
Die vorliegende Arbeit verbindet die computergestützte quantitative (Text)-Inhaltsanalyse mit der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring. Mit diesem Mix stellt sie einen Prototyp dar, der von traditionelleren Ansätzen abweicht, die meist nur eine der beiden Methoden zur Anwendung kommen lassen. Mit der quantitativen Analyse wurde das umfangreiche Quellenmaterial im Anschluss an die Digitalisierung nach linguistisch-historischen Kriterien geordnet und per Software konnten erste Beobachtungen vorgenommen werden. In der qualitativen Analyse wurde die geordnete Quellenauswahl anschliessend mittels eines gemischt induktiv-deduktiven Kategoriensystems interpretiert und es wurde versucht, die gemachten Beobachtungen zu veri zieren. Eine Synthese stellte die Resultate beider Teile zum Schluss in einen Zusammenhang.
Die Präsenz des komplexen Themenfelds der räumlichen Mobilität konnte über die ganze Untersuchungsperiode hinweg durch die quantitative Auswertung nachgewiesen werden. Die Hefte re ektierten mehrheitlich die grossen mobilitätsgeschichtlichen Entwicklungen der Untersuchungsperiode, von der häu g positiv konnotierten steigenden individuellen Mobilität im Zeichen der Massenmotorisierung hin zum umweltkritischen Zeitgeist der 1970er Jahre, als diese positiven Konnotationen an Wirkungskraft verloren. Andere Befunde überraschen hingegen: So entspricht das in den Heften vermittelte heterogene Geschlechterbild nicht der Erwartung, Frauen seien aus der Mobilitätswelt kulturell ausgeschlossen worden. Auch eine „Verlangsamung“ der Mobilitätsdarstellung im Zuge der Wachstumskritik der 1970er Jahre konnte nicht nachgewiesen werden.
Methodisch hat sich der verwendete Mix zwischen quantitativer und qualitativer Analyse bewährt. Ein komplexes Phänomen wie die räumliche Mobilität lässt sich mit der vorgeschlagenen Methode ausreichend erfassen. Die quantitative Analyse vermochte durch drei Potenziale zu überzeugen. Erstens war es durch die digitale Unterstützung unter vertretbarem Zeitaufwand möglich, in einem extensiven Korpus mit 80% Sicherheit relevanteQuelleneinheitenzuidenti zieren.Zweitens gelang es durch die Visualisierung dieser Resultate, erste Tendenzen und Thesen zum Forschungsgegenstand festzuhalten, die teilweise gewinnbringend weiterverfolgt wurden. Drittens konnten die während der qualitativen Analyse in der Quellenauswahl auftauchenden, vorher nicht berücksichtigten Teilaspekte rückwirkend unmittelbar im Gesamtkorpus situiert und hinsichtlich ihrer Relevanz bewertet werden. So wurde letztlich auch die qualitative Arbeit mit den Quellen durch die Digitalisierung deutlich vereinfacht und rationalisiert.