Zirpen, Bellen und Trompeten: Tierlaute in der Medien-, Literatur- und Wissensgeschichte

27. novembre 2015 - 28. novembre 2015
Workshop
Haben Tiere eine zur Kommunikation fähige Stimme oder gibt die Mehrheit der nichtmenschlichen Wesen allenfalls bedeutungslose Geräusche von sich? Handelt es sich bei Tierlauten um die evolutionären Vorläufer der menschlichen Sprache oder besitzen einige Tiere gar Sprache? Es scheinen solche unauflösbaren Spannungen zu sein, in denen die anhaltende Faszination für tierliche Lautäußerungen ihre Wurzeln hat. ›Nur angesichts der Stimmen der Tiere‹, formuliert Elias Canetti einmal pointiert, ›können wir Menschen bleiben‹. Und tatsächlich: Lauscht man in die Kultur- und Wissensgeschichte des Menschen, brüllt, bellt und zwitschert es von allen Seiten. Ob als Kontrapunkt sprach- und subjektphilosophischer Konzeptionen, in denen repetierende Papageien und blökende Lämmer zur unverzichtbaren Staffage gehören, ob in literarisch, musikalisch oder filmisch inszenierten Interferenzen zwischen Tier- und Menschenstimmen oder in Tonaufzeichnungen im Rahmen historischer und aktueller bioakustischer Untersuchungen zur tierlichen Kommunikation: Dem vokalen Auftritt von Tieren kommt eine konstitutive Bedeutung hinsichtlich unseres Selbst- und Weltverhältnisses zu. Während die visuellen Inszenierungen von Tieren in den Schauanordnungen von Zoo und Kino, das Tier im Bild der Künste und Wissenschaften bereits vielfach im Fokus wissenschaftlicher Aufmerksamkeit standen, bilden die Lautäußerungen von Tieren bislang noch einen ›tauben Fleck‹ kulturwissenschaftlicher Forschung. Vor diesem Hintergrund will der interdisziplinär angelegte Workshop die wissenschaftlichen, ästhetischen und medientechnischen Szenarien tierlicher Akustik erkunden. In der Zusammenschau von systematischer und kulturhistorischer Perspektive sollen Tierlaute in den populären Medien und Künsten, aber etwa auch in Religion, Politik und Wissenschaft auf ihre diskursiven Voraussetzungen, Darstellungsformen und Bedeutungen befragt werden. Anmeldung erbeten unter: ISK@unilu.ch, reimann@zfl-berlin.org Programm FREITAG, 27. NOVEMBER 2015 15:00-15:30 Marianne Sommer (Universität Luzern)/Denise Reimann (Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin) Begrüßung 15:30-17:00 Thomas Macho (Humboldt-Universität zu Berlin) Stimme und Gesang der Schweine: Von Plinius bis Lewis Carroll Julia Breittruck (Universität Mannheim) Gezwitscher und die Wahrnehmung von Schönheit im 18. Jahrhundert 17:00-17:30 Kaffeepause 17:30-19:00 Martin Ullrich (Hochschule für Musik Nürnberg) „To voz cargada de mitologías“: Nachtigallenstimmen als Phänomene der kulturellen Mensch-Tier-Beziehung Susanne Heiter (Universität der Künste Berlin) Zur kompositorischen Auseinandersetzung mit tierischen Lauten 1950-2010 SAMSTAG, 28. NOVEMBER 2015 09:30-11:00 Denise Reimann (Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin) „Wollen oder können die Affen und Orange nicht reden?“ Affenphonetische Schwellenkunde um 1800 und 1900 Judith Willkomm (Universität Siegen) „Auf der Stufe des Insektenohres“: Streifzüge durch die Geschichte der Bioakustik 11:00-11:30 Kaffeepause 11:30-13:00 Sabine Nessel (Johannes-Gutenberg Universität Mainz) Tierstimmen im Kino der anthropologischen Differenz Marianne Sommer (Universität Luzern) Wie die Tiere zu einer Stimme kamen: Tierlaute und Tierschutz in Comic und Film
Organisé par
Seminar für Kulturwissenschaften und Wissenschaftsforschung, Professur für Kulturwissenschaften, Universität Luzern

Lieu de l'événement

Universität Luzern
Hörsaal 8
6000 
Luzern

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Coûts de participation

CHF 0.00

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