Migration zwischen Imperium und Nation. Eine Wissensgeschichte der Entstehung internationaler Migrationsstatistiken im International Labour Office, 1919–1939

Nom de l'auteur
Yann
Stricker
Type de travail
Thèse
Statut
abgeschlossen/terminé
Nom du professeur
Prof.
Speich Chassé
Daniel
Codirecteur
Gesine Krüger UZH
Institution
Historisches Seminar
Lieu
Luzern
Année
2022/2023
Abstract

 

In meinem Dissertationsprojekt untersuche ich, wie die Kategorie der Internationalen Migration seit den 1920er Jahren zum Mittelpunkt einer umfangreichen Produktion von statistischem Wissen wurde. In den Blick nehme ich hauptsächlich die Internationale Arbeitsorganisation (ILO), wo in der Zwischenkriegszeit grosse Anstrengungen unternommen wurden, um menschliche Bewegungen erstmals weltweit zu quantifizieren. In Zusammenhang mit dem europäischen Wiederaufbau nahm die Herstellung von internationalen Migrationsstatistiken auch nach dem Zweiten Weltkrieg in der ILO einen wichtigen Platz ein. In meinem Projekt gehe ich aus einer wissenshistorischen Perspektive der Frage nach, wie und inwieweit ein quantitatives Wissen über weltweite Bewegungen von Menschen historisch bedeutend wurde. Zudem untersuche ich die historischen Effekte dieser internationalen Wissensproduktion.
Die Kategorisierung und Quantifizierung von weltweiten menschlichen Bewegungen ging in der ILO mit Vorstellungen einer rationellen Verteilung von Arbeitern zwischen verschiedenen Ländern ein- her. Die Idee eines internationalen Ausbalancierens der Nachfrage und des Angebotes von Arbeitskräften orientierte sich dabei an etablierten Praktiken in Imperien. Dennoch entstand durch die Herstellung von internationalen Statistiken eine neue Perspektive auf menschliche Bewegungen. Die Produktion von Statistiken über weltweite Migration machte Ambivalenzen und Widersprüche zwischen imperialen und internationalen Vorstellungen von Zugehörigkeit, Grenzen und politischen Räumen sichtbar und konstruierte diese zugleich – so die zentrale These meiner Arbeit. Das Ziel des Forschungsprojektes ist es, die historische Bedeutung der internationalen Quantifizierung von Migration im Kontext einer sich stark verändernden kolonialen Welt zu untersuchen.
Für die konkrete Analyse der internationalen Wissensproduktion fokussiere ich mich auf drei historische Zeitpunkte: Erstens die Erfindung von internationalen Kategorien zur Repräsentation von weltweiten menschlichen Bewegungen in der Zwischenkriegszeit und auf dem Höhepunkt des Britischen Empires. Zweitens analysiere ich die Schaffung von Migrationsprognosen nach dem Zweiten Weltkrieg im Kontext des destabilisierten französischen Imperiums und drittens untersuche ich, wie zum Zeitpunkt der Dekolonisation in Afrika anfangs der 1960er Jahre Bewegungen von Menschen zwischen Afrika und Europa durch internationale Organisationen sichtbar gemacht wurden. Für meine Untersuchung arbeite ich mit Quellen aus dem ILO Archiv in Genf, dem britischen und französischen Kolonialarchiven in London, bzw. Aix en Provence, dem Nationalarchiv von Senegal in Dakar sowie mit Quellen aus dem Archiv des United Nations High Commissioner for Refugees (UNHCR), ebenfalls in Genf.

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