"Menschen müssen wir sein, damit Menschenrechte werden!" Der Menschenrechtsdiskurs in den religiös-sozialistischen "Neuen Wegen" 1906-1995

Nom de l'auteur
Jonathan
Pärli
Type de travail
Mémoire de master
Statut
abgeschlossen/terminé
Nom du professeur
Prof.
Svenja
Goltermann
Institution
Neuzeit
Lieu
Zürich
Année
2013/2014
Abstract
Die Menschenrechte“ sind heute eine - wenn nicht die - zentrale Kategorie der moralisch-politischen Diskussion. Ihre Geschichte ist bis vor kurzem hauptsächlich als Abfolge von Deklarationen und Völkerrechtsverträgen oder aber ideengeschichtlich in Begriffen überzeitlicher kultureller, philosophischer oder religiöser Tradition geschrieben worden. Diese Perspektiven werden der steilen Karriere, die der Begriff „Menschenrechte“ in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hinlegt, jedoch kaum gerecht. Die Untersuchung analysiert den Menschenrechtsdiskurs, wie er sich während des 20. Jahrhunderts in der religiössozialistischen Zeitschrift „Neue Wege“ konkret niederschlägt. Sie fragt nach der Genese und Konjunktur des Redens über Menschenrechte im spezifischen Milieu der „religiös-sozialen Bewegung“, die 1906 um den Schweizer Theologen Leonhard Ragaz (1868-1945) gegründet wurde bzw. der „Religiös-sozialistischen Vereinigung der Deutschschweiz“, wie sie später heiss. Im Kontext des Kalten Kriegs standen die Neuen Wege für die Suche nach einer Alternative jenseits von Kapitalismus oder realexistierendem Sozialismus. Daher widmet die Arbeit der unmittelbaren Anfangszeit des Kalten Kriegs sowie den Jahren kurz vor und kurz nach 1989 besondere Aufmerksamkeit: Welche Rolle spielte die menschenrechtliche Argumentation für die politische Positionierung des religiösen Sozialismus nach dem Zweiten Weltkrieg und während der aufziehenden Blockkonfrontation? Und weiter: Wurden die Menschenrechte in den Neuen Wegen zum Ende des Kalten Kriegs und darüber hinaus je zur „letzten Utopie“, weil und insofern sämtliche sonstigen Ansätze der Weltverbesserung an Glaubwürdigkeit verloren (Samuel Moyn, 2010)? Angesichts der notorischen Polysemie der Menschenrechte nimmt die Arbeit ihre ‚Verwobenheit’ mit bzw. das Erscheinen in jeweils anderen Diskursen in den Blick. In wissensgeschichtlicher Hinsicht wird gefragt: Welche Themen werden wann menschenrechtlich verhandelt? Woraus speist sich im Verlauf der Zeit das Wissen darüber, was Menschenrechte sind und wer oder was sie verletzte? Und auch: Wie verhalten sich Jesus, Marx und die Rede von den Rechten des Menschen zueinander?

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