Abendvortrag von Anja Lobenstein-Reichmann (Göttingen) am Donnerstag, 6. April 2017, 18.15 - 20.00 Uhr
War Martin Luther der Schöpfer der deutschen Sprache oder zumindest ein Sprachgenie, das, so Herder, „die deutsche Sprache, einen schlafenden Riesen, aufgewecket und losgebunden“ hat? Oder war er nur ein religiöser Agitator, dessen „Schimpfen, Speien, Wüten“ Thomas Manns „instinktive Abneigung“ erregt hat? War er ein genialer Übersetzer oder nur jemand, der den „Jargon gärender Unterschichten“ in die Schriftsprache überführte, als er beim Übersetzen der Hl. Schrift der „mutter ym haus“ und dem „gemeine[n] man“ „aufs Maul“ geschaut hat? Luther gilt nicht nur theologisch als Weltwandler, er gilt auch sprachgeschichtlich als der entscheidende Sprachwandler des Deutschen. Der Vortrag versucht zu zeigen, was dran ist an den Mythen und Legenden zu Luthers Sprachschaffen.