Vortrag von Beat Grossrieder, Kulturwissenschafter und Journalist, Autor einer Publikation zu den Ereignissen rund um den Summer of Love 1967 in Zürich («Das Jahr mit den Blumen im Haar», Seismo, Zürich 2018)
1968 gilt als zentraler Wendepunkt der modernen Gesellschaft. Dabei brach das Jahr zuvor, 1967, wohl noch stärker mit gesellschaftlichen Normen. 67 war mit seinem Ruf nach «Frieden und freier Liebe» eine revolutionäre Bewegung, die auf intrinsische Veränderung abzielte. Exemplarisch zeigt dies der Summer of Love, der in San Francisco im Januar 1967 begann und weltweit ausstrahlte – auch bis in die Schweiz, vor allem bis nach Zürich. Dort kam der Liebessommer nur zögerlich an. Zwar schwappten Musik und Mode aus Amerika rasch über den Atlantik an die Limmat, doch die Philosophie von Love & Peace musste sich erst entwickeln. Als im April 67 im Hallenstadion das erste Konzert der Rolling Stones stattfand, agierten Zuschauer noch wie «Halbstarke» und demolierten Stühle. Doch bereits im Sommer wurde auch in Zürich gegen den Vietnamkrieg demonstriert, und im September luden die Blumenkinder auf der Allmend zum ersten Love-in ein. In jenem Jahr wurde friedlich und fantasievoll aufbegehrt gegen verkrustete Normen wie Polizeistunde, Konkubinatsverbot, fehlendes Frauenstimmrecht, fehlender Zivildienst etc.